Bauen

Thomas Meier, Präsident des Bundesfachverbands der Immobilienverwalter. (Foto: BVI)

11.03.2024

Energiewende auf der Kippe

BVI fordert umfassendes Förderprogramm für Eigentumswohnanlagen

Geht es nach der Bundesregierung, sollen Deutschlands Bestandsgebäude in Zukunft deutlich effizienter werden. Das betrifft auch einen Großteil der rund zehn Millionen Eigentumswohnungen. Doch genau hier fehle es an geeigneten Fördermöglichkeiten, kritisiert der BVI Bundesfachverband der Immobilienverwalter e. V., dessen Mitglieder rund 15 Prozent des Bestands an Eigentumswohnungen betreuen.

Auf den Münchner Verwaltertagen Ende Februar 2024 forderte der Verband ein gesondertes Förderprogramm, das die komplexe Beschlussfassung und die Kostenlast in Wohnungseigentümergemeinschaften (WEGs) berücksichtigt.

Gebunden an
Fristvorgaben

„Die Fördermaßnahmen für energetische Sanierungen im Bestand greifen zu kurz. Selbst die breite Mittelschicht kann sich die energetische Sanierung ihres Wohnungseigentums kaum leisten“, sagte BVI-Präsident Thomas Meier auf dem Branchentreff in München. Damit es auch in Deutschlands Eigentumswohnungen mit der Wärmewende klappe, brauche es zielgenaue Unterstützung durch den Bund, die angesichts der gewaltigen Herausforderungen finanziell deutlich umfassender ausgestattet werden müsse als die bisherigen Hilfen.

Erforderlich sei ein spezifisches Programm. „Die aktuellen Fördermittel mögen für Ein- und kleinere Mehrfamilienhäuser funktionieren, doch auf die Kostenlast und die Komplexität der Entscheidungsprozesse in größeren Eigentumswohnungsanlagen sind sie einfach nicht zugeschnitten“, machte Meier deutlich.

Während Hausbesitzer oft unabhängig über den zeitlichen und finanziellen Rahmen von Sanierungsmaßnahmen entscheiden können, sind Wohnungsbesitzer an die Entscheidungen ihrer Eigentümerversammlung und deren Fristvorgaben gebunden.

Dass der Gesetzgeber diesen Umstand nicht hinreichend berücksichtigt hat, zeigt eine große Zahl an Rückmeldungen, die den Verband erreicht. Demnach können etliche WEGs die Fördermittel des Staates nicht ohne Weiteres einsetzen, weil sie die ihnen gesetzlich vorgeschriebenen Fristen zur Beschlussfassung einhalten müssen. Erschwerend hinzu komme die Vielzahl der Akteure, die bei der energetischen Sanierung einer Wohnanlage im Boot sitzen. Eine Abstimmung und Koordination sei unter anderem mit Schornsteinfegern, Energieberatern, Behörden und Handwerkern nötig.

Hohe Kostenlast in Eigentumswohnanlagen

Was die aktuellen Förderprogramme laut Verband noch vermissen lassen: Sie federn die hohe Kostenlast nicht genügend ab, die mit der Modernisierung eines großen Mehrparteienhauses meist einhergehen. „Bei der Formulierung des GEG hat das politische Berlin offensichtlich nicht ausreichend bedacht, welche enormen Kosten auf Eigentümer in Wohnungseigentümergemeinschaften zukommen“, sagte Meier.

Laut Studien kämen je nach angestrebtem Effizienzstandard im Bestand zwischen 600 und mehr als 1000 Euro pro Quadratmeter auf die Wohnungsbesitzer*innen zu. Die Erfahrung der rund 800 Verbandsmitglieder zeige, dass viele mit der Finanzierung umfassender Sanierungsmaßnahmen überfordert seien. Zudem bereiteten hohe Zinsen sowie steigende Baukosten eben nicht nur bei Neubauten erhebliche Probleme, sondern auch im Bestand.

„Wenn es die Bundesregierung mit der Energiewende ernst meint, muss sie entschlossen handeln. Sie muss Eigentümern und Verwaltern das nötige Rüstzeug an die Hand geben – und vor allem Planungssicherheit schaffen“, betonte der BVI-Präsident. So würden die zuletzt schnell geleerten Fördertöpfe bei Wohnungseigentümern und Immobilienverwaltern fast zwangsläufig die Frage aufwerfen: Werden auch in Zukunft genügend Mittel vorhanden sein, um die dringend erforderlichen Sanierungsmaßnahmen umzusetzen?

Nach Ansicht des BVI könnten mit gesonderten Förderprogrammen die größten Hürden für WEGs aus dem Weg geräumt werden – sofern die Finanzmittel schnell, unbürokratisch und zielgerichtet abrufbar seien. Nach den Worten von Meier brächten Deutschlands Immobilienverwalter die Energiewende im Bestand gerne kompetent voran. Aber dafür brauche es dringend eine klare und langfristige Förderstrategie vom Bund. (BSZ)
 

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