Bauen

Blick in einen neuen OP-Saal der Kreisklinik Roth. (Foto: Oliver Heinl, Schwabach)

14.03.2024

Mehr räumliche Qualität

Neuer Funktionstrakt für die mittelfränkische Kreisklinik in Roth

Die Kreisklinik Roth führt als Klinik der Grund- und Regelversorgung 270 Betten in der akutstationären Versorgung sowie 30 geriatrische Rehaplätze. Das Gebäude der Kreisklinik wurde 1984 neu errichtet. Die Architektur und Funktionalität des Klinikgebäudes waren zur damaligen Zeit vorbildlich. Die hohe Qualität des Gebäudes im Gesamten wird bis heute sehr geschätzt. Durch die zusätzliche Ansiedlung von Gesundheitszentren hat sich ein Standort für Gesundheitsdienstleistungen im Landkreis Roth entwickelt. Allerdings zeigte sich, dass die Möglichkeiten des Gebäudes durch die Entwicklung der Anforderungen überholt wurden. Zum Teil ist durch die individuelle Gestaltung der Bauteile, zum Beispiel der Allgemeinpflege, eine Adaption an zeitgemäße Anforderungen auch nicht möglich.

Nach einer ersten Erweiterung 1998 für die Geriatrische Reha und die Wahlleistungsstation begann man 2015 mit weiteren Planungsüberlegungen zur baulichen Entwicklung. In allen Funktionsbereichen der Untersuchung und Behandlung sowie der Intensivpflege war mit erheblichen Flächendefiziten umzugehen. Schnell wurde klar, dass diese mit kleinteiligen Anpassungen nicht zu beheben waren. Man entschied sich deshalb, eine ganzheitliche Masterplanung in Angriff zu nehmen. Ziel war, von einem optimalen Gesamtbild der Zukunft der Klinik auszugehen und eine abschnittsweise Realisierung zu konzeptionieren.

Generalsanierung
in vier Bauabschnitten

Ergebnis war ein Konzept zur Generalsanierung in vier Bauabschnitten. Dabei gelingt es, die abschnittsweise Realisierung so zu gestalten, dass zu keinem Zeitpunkt Kapazitätseinbußen hinzunehmen sind. Alle Funktionsstellen werden durch Verlagerung im Gesamtkontext erneuert. Jeder Zwischenzustand ist für sich voll funktionsfähig. Interimsmaßnahmen können auf ein Mindestmaß beschränkt werden. Nach Abschluss der Gesamtmaßnahme entsteht eine höchst funktionale Klinikanlage ohne Kompromisse, mit optimalen Abläufen und hoher Flexibilität für die Entwicklung.

Im ersten Bauabschnitt wurden Funktionen der Untersuchung und Behandlung in einen Neubau ausgelagert. Damit werden Flächen im Bestand frei für eine Umstrukturierung des Bestands im zweiten Bauabschnitt. Mit Abschluss des zweiten Bauabschnitts stehen nahezu alle Funktionen der Untersuchung und Behandlung in Qualität eines Neubaus zur Verfügung. In den weiteren Abschnitten werden die restlichen Programmbausteine, insbesondere die Allgemeinpflege, in zukunftsfähige Gebäudestrukturen überführt.

Die ersten Pläne wurden 2016 entwickelt und bis 2018 konkretisiert. Nach Zustimmung zur Masterplanung und finanzieller Absicherung des ersten Bauabschnitts durch das STMGP konnte der Spatenstich Ende 2019 gefeiert werden. Die Inbetriebnahme erfolgte Mitte 2023. Die Gesamtkosten betragen rund 58 Millionen Euro, der Freistaat beteiligt sich mit einer Förderung von rund 36,5 Millionen Euro.

Im ersten Bauabschnitt werden etwa 9000 Quadratmeter Nutzfläche auf zwei Ebenen realisiert. Der Neubau enthält die Operationsabteilung mit Holding, eine Tagesklinik, die Endoskopie, die Geburtshilfe, die Intensivpflege mit Intermediate Care, das Labor, die Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte und die Küche.

Alle Funktionsstellen, die direkt der Patientenversorgung dienen, werden auf einer Ebene realisiert. So entsteht eine sehr übersichtliche Vernetzung der Funktionen mit kurzen Wegen für Synergien und Patientensteuerung. Die Erschließung gewährleistet getrennte Wege für ambulante Kontakte (sowie Besucher*innen) und Bettentransporte.

Die übrigen Funktionen und die technischen Anlagen konnten im Untergeschoss verortet werden. Durch die Hanglage steht ausreichend Belichtungsfläche für Arbeitsplätze zur Verfügung. Die Dachfläche des Neubaus bleibt frei von Aufbauten und trägt mit Gründach und Photovoltaik zum Nachhaltigkeitskonzept bei.

Die räumliche Qualität war frühzeitig Gegenstand der Planung. Leitgedanke war, für Patient*innenen und Besucher eine gute Atmosphäre und Orientierung anzubieten und für die Beschäftigten ein attraktives Arbeitsumfeld zu schaffen. Gerade letzteres wird in Zeiten des Personalmangels immer wichtiger.

Einschnitte in den Baukörper ermöglichen eine großzügige Belichtung, Ausblicke in die umgebende Natur und Sichtbeziehungen zwischen den Bereichen zugunsten einer einfachen Orientierung. Tageslicht, Orientierung, Materialwahl und Akustik erzeugen eine angenehme, stressreduzierende Atmosphäre. Die Konstruktion zeigt nachhaltige Flexibilität durch klare Systemtrennungen. Wegen der hohen Anforderungen an die Qualität und Schnittstellenkoordinierung wurde der Ausbau in weiten Teilen mit modularen Wandsystemen und Deckensystemen realisiert. Schnittstellen zwischen Gewerken wurden reduziert und Raumsysteme aus einer Hand ausgeschrieben.

Die hohe Qualität des Ergebnisses bestätigt die Entscheidung. Kosten und Termine konnten, trotz widriger Umstände, gehalten werden. Zudem entsteht ein erheblicher Vorteil für den Unterhalt. Die Konfiguration der Abteilungen ist für eine zukunftsfähige Organisation optimiert.

Die der Operationsabteilung angeschlossene Holding ist mit der Tagesklinik kombiniert, sodass eine effiziente Betreuung von stationären und ambulanten Patient*innen gewährleistet ist. Die Holding ist auch für die Aufnahme von Patientinnen und Patienten weiterer interventioneller Abteilungen ausgelegt. Die Lage der Abteilungen ermöglicht eine direkte Übergabe auf kurzem Weg.

Bei der Intensivpflege wurden Erfahrungen aus der Pandemie verarbeitet. Die Abteilung ermöglicht die Abtrennung einer unabhängigen Isolierstation. Diese kann bei Bedarf durch das Personal selbst sofort vorgenommen werden. Die räumliche Trennung wird durch eine flexible Wand ermöglicht. Dabei sind keine Kompromisse in Bezug auf eine kompakte, übersichtliche Organisation hinzunehmen. In den Intensivzimmern wurden zeitgemäße Konzepte zur Delirprävention umgesetzt. Zusätzlich zur natürlichen Belichtung wurden Lichtdeckensysteme zur Tageslichtsimulation installiert. Damit wird der Genesungsprozess nachweislich positiv beeinflusst.

Mit dem ersten Bauabschnitt konnte ein hoher Anspruch an funktionale, atmosphärische und technische Qualität und Nachhaltigkeit erfolgreich umgesetzt werden. Wesentlich für den Erfolg war die vertrauensvolle und produktive Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten, aus der Klinik, den Behörden, der Planung und der Ausführung. (Andreas Eckl)
 

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