Landtag

Andreas Kaufmann (43). Foto: privat

19.04.2024

Der Leberkässpezialist

Im Porträt: der CSU-Abgeordnete Andreas Kaufmann

Eigentlich wollte der Allgäuer Andreas Kaufmann nach dem Abitur Pilot werden. Also die richtig großen Maschinen fliegen, im Airbus nach New York oder San Francisco. „Das war mein Berufswunsch seit Kindheitstagen“, sagt der 43-Jährige, der seit Herbst 2023 im Landtag sitzt.
Sein Traum war an einer äußerst kniffligen Aufgabe gescheitert, die er an der Pilotenschule, wo er tatsächlich aufgenommen wurde, meistern sollte: Die angehenden Pilot*innen mussten zwei schwierige Dinge gleichzeitig erledigen, nämlich am Bildschirm eine Matheaufgabe lösen und nebenher mit der anderen Hand auf einem anderen Monitor eine Linie in der Horizontalen halten. „Meine Multitaskingfähigkeiten waren nicht so gut“, sagt Kaufmann. Was er nicht wusste: Derlei Fähigkeiten kann man trainieren. Jedenfalls war’s dann vorbei mit dem Job als Linienpilot.

Der Opa animierte ihn, in die CSU einzutreten

Und Kaufmann begann, Lebensmitteltechnik zu studieren, an der TU München/Weihenstephan. Mit der Politik hatte er da noch nicht so viel am Hut. Obwohl er aus einem CSU-nahen Elternhaus stammt, sein Großvater 24 Jahre lang Bürgermeister im schwäbischen Roßhaupten gewesen war. Als kleiner Bub hatte er Oma und Opa einst zu einer Veranstaltung mit Franz Josef Strauß begleitet. Kaufmann erinnert sich noch gut an „die Ehrfurcht meiner Großeltern“. Es war der Großvater,der seinen Enkel im Jahr 2007 dazu animierte, in die CSU einzutreten; da war Andreas Kaufmann 26 Jahre alt.

Davor hatte der sein Vordiplom bestanden und das vorgeschriebene Praktikum absolviert: im elterlichen Metzgereibetrieb. „Ich fand das toll“, erzählt er. Und wollte nicht mehr zurück an die Uni. Er entschied sich für eine Lehre. Für Abiturient*innen gelten kürzere Ausbildungszeiten, weshalb er bereits nach eineinhalb Jahren fertiger Metzger war. Um Auslandserfahrung zu sammeln, war er 2005 sechs Monate in Kanada tätig, beim Lebensmittelproduzenten Brandt. Seine Meisterprüfung absolvierte er 2007, anschließend eine weitere Fortbildung zum Betriebswirt im Handwerk. Er blieb im elterlichen Betrieb, den er im Jahr 2019 übernommen hat.

Auch wenn er in der Pilotenschule am Multitasking scheiterte – als Handwerksmeister und Politiker erledigt Kaufmann inzwischen mehrere Jobs gleichzeitig. Tatsächlich handelt es sich bei dem heimischen Metzgereibetrieb um ein Unternehmen mit zwei Filialen, zwei Franchiseunternehmen und einer Produktionsstätte. Insgesamt 40 Menschen arbeiten für den Betrieb, den Andreas Kaufmann zusammen mit seiner Frau leitet. Die beiden haben zwei Kinder im Alter von neun und elf.
In der CSU war Kaufmann zunächst einfaches Mitglied, im Jahr 2011 wurde er in den Vorstand der CSU Ostallgäu gewählt, 2014 zog er in den Kreistag ein und 2020 in den Gemeinderat Roßhaupten – wo sein inzwischen verstorbener Opa bis 1996 als Bürgermeister amtiert hatte.

Er sagt: "Meine Freizeit besteht aus Arbeiten“

Die Vorteile seiner Doppelaufgabe liegen für den CSU-Mann auf der Hand: „Ich finde es gut, wenn jemand praktischen Einblick hat und die Auswirkungen politischer Entscheidungen sieht“, betont Kaufmann. Beispiel Verpackungen: Er findet es aus hygienischen Gründen falsch, dort Vorschriften zu lockern. Wenn die Kundschaft eigene Plastikgefäße mitbringt, um sich Wurst- und Fleischwaren darin einpacken zu lassen, kriegt Metzgermeister Kaufmann regelmäßig die Krise. „Riskant“ sei das, stöhnt er, „die Erstverpackung muss hygienisch sein“.

Wichtig ist ihm auch das Prinzip Regionalität. Qualität, davon ist er überzeugt, „findet man nicht in der Massentierhaltung“. Die versetze die Tiere in Stress, und so entstehe kein gutes Fleisch. „Das schmeckt man.“ Seine Spezialität ist Leberkäs – in jeder Form: als Brät, heiß in der Semmel, kalt als Aufschnitt. Das Rezept sei „seit 1954 unverändert“, berichtet Kaufmann stolz. Und dass sogar Gerhard Polt seinen heißen Leberkäs gelobt hat, der ihm bei einem Auftritt in Murnau kredenzt wurde. Sein persönliches Lieblingsgericht, sagt Kaufmann, sei aber vegetarisch: Pfannkuchen mit Marmelade gefüllt.

Seine Lieblingsspeise ist zuckrig wie sein Lieblingsdrink

Auch sein Lieblingsgetränk ist zuckrig: Spezi. Erstaunlicherweise sind nicht wenige Politiker*innen süßen Softdrinks verfallen. Grünen-Fraktionschefin Katharina Schulze etwa zählt ebenfalls zur Spezi-Fraktion, während Ministerpräsident Söder das – immerhin zuckerfreie – Cola Zero vorzieht.
Im Landtag sitzt Kaufmann in den Ausschüssen für Wirtschaft und für Europa, seine Wunschausschüsse. Was er unbedingt erreichen will: dass die Wirtschaftsförderung reformiert wird. Dem Freistaat, fordert Kaufmann, müsse es wieder erlaubt werden, Unternehmen direkt zu fördern. „Da müssen wir ran.“ Tatsächlich kann Bayern das nicht einfach selbst ändern, sondern braucht die EU-Gremien dazu. Kaufmann sagt: Wenn derlei Förderbeschränkungen so weitergelten, „dann gehen multinationale Unternehmen eben dorthin, wo es anders läuft“.

Blickt man auf Kaufmanns Vita, scheint der Punkt „Freizeit“ keine große Rolle zu spielen. Dass der Unterricht auf der Meisterschule damals von 6.30 bis 18.30 Uhr ging, das war halt so. Klagen darüber spart er sich. Work-Life-Balance ist Kaufmann nicht so wichtig. „Meine Freizeit“, erklärt er, „besteht aus Arbeiten.“ Das sei „eine Erdung, die ich jedem empfehlen kann“. Wobei, Fußball spielen findet er schon toll. Obwohl sein Knie bereits sieben Mal operiert ist. Gymnastik mag er auch. Kaufmann behauptet, er sei gelenkig und könne seine Nase mit den Zehen erreichen. Nicht schlecht für einen Workaholic.
(Waltraud Taschner)

 

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